Wie „Blue Lines“ von Massive Attack Musikgeschichte schrieb
Heute vor 34 Jahren, am 8. April 1991, erschien das Debütalbum von Massive Attack. Im Laufe der Zeit wurde es zu einem der prägendsten Alben der 90er. Wie das passiert ist, lest ihr hier.
Heute vor 34 Jahren, am 8. April 1991, erschien das Debütalbum von Massive Attack. Im Laufe der Zeit wurde es zu einem der prägendsten Alben der 90er. Wie das passiert ist, lest ihr hier.
"Pump Up The Jam" - das sind die Club-Beats der 90er Jahre! Hier gibt es nur die coolen Songs der 90s-Chart, keine Balladen, kein Ballast. Mit Jamiroquai, Outkast, The Prodigy, Janet Jackson, Technotronic, Snap!, Adamski, Massive Attack....
Als „Blue Lines“ am 8. April 1991 erschien, ahnte vielleicht niemand der Beteiligten, was aus diesem Debütalbum einmal werden würde. Massive Attack sind tief in der britischen Clubszene verwurzelt. Die Band, hervorgegangen aus der Sound-System-Crew The Wild Bunch, war schon immer mehr Kollektiv als klassische Band: ein loser Zusammenschluss aus Produzenten, DJs und MCs. Aus dieser wilden Mischung wurde die wichtigste Band für den Trip-Hop.
Die Entstehung von „Blue Lines“ war alles andere als konventionell. Massive Attack arbeiteten fast ein Jahr lang an ihrem Debüt – oft unterbrochen von der Fußball-WM, Feiertagen und eigener Faulheit, wie Daddy G selbstironisch zugab. Die Songs entstanden teils aus alten Ideen, teils in kreativen Jams, wie etwa „Five Man Army“. Die meisten Songs wurden im Kinderzimmer von Neneh Cherry aufgenommen. Ihr Mann Cameron McVey wurde nicht nur Produzent des Albums, sondern auch der erste Manager von Massive Attack.
Wir waren faule Bristol-Trottel. Es war Neneh Cherry, die uns in den Hintern getreten und ins Studio gebracht hat. Vieles haben wir bei ihr zu Hause aufgenommen – im Babyzimmer. Es hat monatelang gestunken, bis wir schließlich eine verdreckte Windel hinter einem Heizkörper gefunden haben. Ich habe damals noch als DJ aufgelegt, aber was wir eigentlich machen wollten, war Tanzmusik für den Kopf, nicht für die Füße. Ich glaube, das ist unser frischestes Album – wir waren damals am stärksten.
Wie Daddy G damals erklärte, wollten Massive Attack keine Musik fürs Tanzen – sondern für den Kopf. Das Resultat war ein trippiger, atmosphärischer Sound, der Hip-Hop, Soul, Reggae, Jazz und Electronica verschmolz. Musikkritiker Simon Reynolds schrieb, dass das Album entschleunige, meditativ sei, aber voller Tiefe. Der Begriff „Trip-Hop“ war damals noch nicht geboren, doch rückblickend gilt „Blue Lines“ als Geburtsstunde des Genres.
Produziert wurde das Album von Massive Attack selbst, zusammen mit Jonny Dollar und Cameron McVey. Besonderen Einfluss hatte Shara Nelson, deren Stimme auf Tracks wie „Unfinished Sympathy“ zu hören ist. Eben jenes Stück, aufgenommen mit einem 50-köpfigen Orchester in den Abbey Road Studios, gilt bis heute als einer der bewegendsten Songs der 90er. Allerdings hätten Massive Attack durch diesen Song ihr Album fast nicht mehr finanzieren können - warum, lest ihr hier.
In Großbritannien wurde „Blue Lines“ direkt gefeiert. Der Song stieg dort bis auf Platz 13 der Charts und avancierte zum Kritikerliebling. NME nannte es „die eleganteste und tödlichste Platte des Jahres bis dato“. Melody Maker hoffte, dass dieses Album „die Mauer des Snobismus zwischen Dance und allen anderen Musikrichtungen einreißen“ würde. Weltweit zog sich der Erfolg zwar langsamer, doch über die Jahre entwickelte sich „Blue Lines“ zum Kult. In Deutschland schaffte es das Album am Ende auf Platz 31 der Charts, die Single „Unfinished Sympathy“ erreichte Platz 17.
Das Rolling Stone Magazin wählte „Blue Lines“ mehrfach zu den „die 500 besten Alben aller Zeiten“. Im Buch „1001 Alben, die du hören musst, bevor du stirbst“ ist das Album ebenfalls zu finden. Auch auf der Produktionsseite gilt es heute als stilprägend – eine Blaupause für nachfolgende Künstler. Der Pop blieb ebenfalls nicht unberührt. Madonna, Kylie Minogue und viele andere Künstler ließen sich von der düsteren Coolness und dem Groove inspirieren. Massive Attack öffneten Türen – für Genres und für neue Ideen in der Musik. Sie waren zwar schon damals nicht an Ruhm und Aufmerksamkeit interessiert, allerdings haben sie genau das bekommen. Völlig zurecht!