Apple iMac G3 – Spielzeug oder Revolution?
Bunt, rund und revolutionär: Der iMac G3 brachte Ende der 90er frischen Wind in die Computerwelt - nicht nur für Technikfans. War er ein visionäres Design-Meisterwerk oder doch nur ein stylisches Toy?
Bunt, rund und revolutionär: Der iMac G3 brachte Ende der 90er frischen Wind in die Computerwelt - nicht nur für Technikfans. War er ein visionäres Design-Meisterwerk oder doch nur ein stylisches Toy?
Der Jahreswechsel von 1999 auf 2000 ist jetzt 25 Jahre her. Wir haben zu diesem Anlass ein Special Radio mit dem coolen Millennium Sound für euch!
Als Apple im Jahr 1998 den iMac G3 auf den Markt brachte, sorgte er weit über die Tech-Welt hinaus für Aufsehen. Sein auffälliges Design, die bunten Farben und das innovative Konzept machten ihn zu einem Computer, der nicht nur Technikbegeisterte faszinierte, sondern auch Menschen erreichte, die sich vorher kaum für Computer interessierten. Er war nicht nur ein Gerät für Büros oder Entwickler, sondern wurde zu einem Lifestyle-Produkt, das Schulen, Haushalte und Kreativschaffende gleichermaßen anzog. Doch war der iMac G3 mehr als nur ein hübsches Gadget? War er ein echter Computer oder nur ein schickes Spielzeug?
Bevor Steve Jobs zurückkehrte, befand sich Apple in einer Krise. Die Computer des Unternehmens waren technisch veraltet, das Design unscheinbar – oft in Eierschalenfarben –, und der Markt wurde zunehmend von Windows-PCs dominiert. Zudem hatten Dritthersteller wie UMAX mit ihren Mac-Klonen begonnen, eigene Geräte auf Basis von Mac OS zu vertreiben, was Apples Markenimage weiter verwässerte.
Steve Jobs war einer der Mitbegründer von Apple, wurde aber 1985 aus seinem eigenen Unternehmen gedrängt. Er gründete daraufhin NeXT, eine Firma, die leistungsstarke Workstations entwickelte, und übernahm Pixar, das Studio, das 1995 mit "Toy Story" den ersten großen Erfolg feierte. 1996 kehrte Steve Jobs durch Apples Übernahme von NeXT in das Unternehmen zurück. In kurzer Zeit stellte er die Firma neu auf, strich unwirtschaftliche Produkte und konzentrierte sich auf einfache, stilvolle Computer – der erste große Wurf in dieser neuen Ära war der iMac G3.
Der iMac G3 war eine mutige Abkehr vom grauen und kantigen Standard-Design der 90er-Jahre-PCs. Apple präsentierte ihn in "Bondi Blue", später folgten Farben wie "Tangerine", "Strawberry" und "Lime". Computernerds waren entsetzt. Das runde, einheitliche Konzept mit integriertem 15-Zoll-Röhrenmonitor machte den Computer einzigartig. Während Fans das Design als erfrischend empfanden, hielten Kritiker ihn für ein "Spielzeug für Erwachsene".
Spielzeug oder nicht – der iMac G3 hatte durchaus Power für seine Zeit. Mit einem 233 MHz PowerPC G3 Prozessor, 32 MB RAM (später aufrüstbar), einer 4 GB Festplatte und einer eingebauten 56K-Modem-Verbindung war er ideal für den aufkommenden Internet-Boom. Wer erinnert sich nicht an das Geräusch des einwählenden Modems? Apple setzte zudem auf USB statt der damals üblichen serielle und parallelen Anschlüsse – ein mutiger, aber umstrittener Schritt. Die Käufer mussten die ganze Peripherie austauschen, zum Beispiel neue Drucker kaufen, oder teure Adapter. Rückblickend war dieser Schritt natürlich richtig, USB hat sich voll durchgesetzt.
Eine der größten Kontroversen um den iMac G3 war der Verzicht auf das Diskettenlaufwerk. Apple setzte voll auf CD-ROMs und das Internet für den Datenaustausch. Damals ein riskanter Schritt, der sich letztlich als visionär erwies – heute haben moderne Computer ebenfalls keine Diskettenlaufwerke mehr.
Der iMac G3 war nicht nur ein Computer, sondern ein Statement – auch für Musiker und Kreative. Durch sein einfaches Plug-and-Play-USB-Design wurde er schnell zum Liebling von DJs und Musikproduzenten. Die Einführung von GarageBand wenige Jahre später unterstrich Apples Bestreben, den Mac zu einer Plattform für Musikschaffende zu machen. Auch optisch passte er perfekt in das kreative Umfeld: Ob in Musikstudios, Design-Agenturen oder bei Künstlern – der bunte iMac wurde zu einem Symbol für Innovation und Stilbewusstsein. Schon früh nutzten DJs den iMac G3 als digitale Musikzentrale. Mit Programmen wie Final Scratch oder frühen Versionen von Ableton Live wurde er zu einem Pionier für digitales Mixing. Die USB-Schnittstellen erleichterten den Anschluss externer Audiogeräte, und das intuitive Mac OS machte ihn zu einem bevorzugten Gerät für Musikproduktion.
Heute hat der iMac G3 Kultstatus erreicht, was sich auch auf dem Gebrauchtmarkt widerspiegelt. Die Preise für gut erhaltene Modelle sind überraschend hoch. So werden Exemplare je nach Zustand und Modell für über 200 Euro angeboten – teilweise mit Originalzubehör wie Maus und Tastatur. Besonders begehrt sind seltene Farbvarianten wie "Ruby Red" oder "Flower Power". Diese Preise zeigen, dass der iMac G3 längst nicht nur ein Museumsstück ist, sondern weiterhin eine begehrte Retro-Hardware für Sammler, Vintage-Computer-Enthusiasten und Nostalgiker darstellt. Denn richtig nutzen kann man die Geräte nach 25 Jahren eigentlich nicht mehr, auch wenn sie noch laufen. Insofern der Tipp: wenn Ihr noch einen iMac G3 zuhause habt, lasst ihn eher noch ein paar Jahre stehen, die Preie sollen wohl noch weiter steigen.
Der iMac G3 war alles andere als ein bloßes Lifestyle-Produkt. Er war Apples großer Comeback-Moment unter Steve Jobs und machte den Mac wieder populär. Vor allem im Bildungsbereich und bei Kreativen war der iMac schnell beliebt. Zudem trug sein benutzerfreundliches Mac OS 8 dazu bei, dass er sich auch für Computer-Neulinge eignete.
Der iMac G3 war ein echter Computer – und mehr als das: Er war eine Design-Ikone und ein technologischer Gamechanger. Während viele anfangs sein verspieltes Äußeres belächelten, bewies Apple, dass Technik nicht nur funktional, sondern auch stilvoll sein kann. Heute gilt der iMac G3 als ein Meilenstein der Computergeschichte – und als Symbol einer Ära, in der Technologie mutig und bunt sein durfte – ganz 90er!