Folge 8: Wie es zur Katastrophe von Duisburg kam…
Wir befinden uns im Jahr 2010, es ist das letzte Jahr in dem die Loveparade stattfinden wird. Der 24. Juli wird tragisch enden… Darum geht es in Folge vom Podcast "The Story / Loveparade".
Wir befinden uns im Jahr 2010, es ist das letzte Jahr in dem die Loveparade stattfinden wird. Der 24. Juli wird tragisch enden… Darum geht es in Folge vom Podcast "The Story / Loveparade".
Am 24. Juli soll hier auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes nahe des Hauptbahnhofs gefeiert werden. Der Veranstaltungsort ist schon vorher umstritten. Doch nach der Absage der Loveparade in Bochum ein Jahr zuvor, scheint der Druck auf die Stadt groß.
Als die Loveparade um 14 Uhr beginnt, ist noch alles in Ordnung. Doch schnell treten erste Probleme auf: Zu viele Leute wollen gleichzeitig rein, es wird eng im Tunnel, dem einzigen, offiziellen Zugang zum Gelände.
Was folgt ist eine unglaubliche Kette von Pannen und Fehlentscheidungen. Am Ende verloren bei der Loveparade 21 Menschen ihr Leben, über 652 wurden verletzt. Doch damit nicht genug.
Nach der Loveparade-Katastrophe läuft vieles nicht so, wie man es sich wünschen würde. Vom Verhalten der Presse, über den Umgang mit den Hinterbliebenen, bis zum Prozess. Der beginnt erst 7 Jahre nach der Katastrophe und endet ohne einen einzigen Schuldspruch…
Als einer der Gründer*innen der Loveparade wurde natürlich auch Dr. Motte nach dem Unglück von Duisburg befragt: "Es gab in Duisburg keinerlei Erfahrungswerte mit Veranstaltungen dieser Größe und allein deswegen wäre ich gar nicht nach Duisburg gegangen. Was sich ja auch zeigt jetzt: Es waren andere Sachen wichtig, der Mensch spielte ja gar keine Rolle bei der Sache."
Die Journalistin Hanna Hünniger spricht ganz offen über den Skandal der Loveparade-Verhandlung und was diese auch mit ihr persönlich gemacht hat.
"Das ist interessant für den Notfallplan, also innerhalb des Tunnels ist keine Verbindung möglich"
"Zugang zum Gelände verschiebt äh verzögert sich noch. 11 Uhr sollte Zugangszeit sein, offensichtlich gibt's da noch Probleme auf dem Gelände, wann jetzt endlich Zugang sein wird, ist noch nicht bekannt."
"Die Einlässe werden derzeit vom Ordnungsdienst geschlossen, weil der Andrang auf der Rampe zurzeit zu groß ist"
"Wir haben hier erheblichen Druck, die sollen alle Schleusen öffnen und nicht mehr kontrollieren"
"Die müssen sich einen anderen Rettungsweg ausdenken. Eine hilflose Person, unregelmäßiger Puls. Wir müssen hier den Druck rausnehmen, damit wieder der Kreuzungsbereich leerlaufen kann."
"An der Sperrstelle Ost knallt es gleich, wenn die Polizei nicht eingreift."
"Wir brauchen jetzt unbedingt Sanitäter. Im vorderen Bereich muss unbedingt geöffnet werden, dass der Druck aus dem Kessel, aus dem Trichter abfließen kann."
"Im Tunnel zur Rampe kommt es zu lebensbedrohlichen Situationen auf Grund des Drucks. Die Menschen werden an die Mauer gedrückt."
"Wir haben hier eine tote Person, vielleicht auch zwei."
"Es muss da aussehen wie auf dem Schlachtfeld. Wann wird hier endlich die Musik ausgemacht?"
90s90s-Hörer Michael erzählt, wieso er sich bei der Loveparade in Duisburg schon direkt zu Beginn gewundert hatte und was ihm direkt aufgefallen war.
Am 8. Dezember 2017 begann vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg einer der umfangreichsten Prozesse im Deutschland der Nachkriegszeit gegen zehn Angeklagte. Jürgen Gerlach, ein Sachverständiger, sah in einer nicht öffentlichen Expertise die Polizeikette als einen der Gründe für das Unglück, obwohl keine Polizisten angeklagt waren. Mögliche Straftaten von Polizeibeamten und anderen Angeklagten waren verjährt und konnten nicht mehr verfolgt werden, seit dem 24. Juli 2015.
Im Februar 2019 stimmte die Staatsanwaltschaft Duisburg einer Einstellung des Verfahrens zu. Sieben der Angeklagten akzeptierten die Einstellung, während drei auf einen Freispruch abzielten. Das Landgericht Duisburg entschied am 6. Februar 2019, das Verfahren gegen sieben der Angeklagten einzustellen, ohne weitere Auflagen.
Im April 2020 wurde bekannt gegeben, dass auch die restlichen Verfahren ohne Urteil eingestellt werden sollten. Die Staatsanwaltschaft erklärte in einem fünfseitigen Dokument ihre Zustimmung zur Einstellung des Verfahrens aufgrund der geringen Schuld der Angeklagten und dem fehlenden öffentlichen Interesse an einer weiteren Strafverfolgung. Die Beweise bestätigten den hinreichenden Tatverdacht gegen die drei verbleibenden Angeklagten vorläufig. Mehrere Anwälte von Nebenklägern protestierten gegen diese Entscheidung und betonten, dass Fragen zum Gutachten in einer öffentlichen Verhandlung beantwortet werden sollten.
Am 4. Mai 2020 wurde die Einstellung des Verfahrens gegen die letzten drei Angeklagten bekannt gegeben. Das Landgericht Duisburg begründete dies unter anderem mit den zu erwartenden Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise und der Verjährung Ende Juli. Nach 184 Sitzungstagen innerhalb von knapp zweieinhalb Jahren endete der Prozess ohne Urteil.
Die Einstellung des Prozesses wurde von Nebenklägern und Verteidigern kritisiert.
Jürgen Laarmann hielt nichts von der Loveparade im Ruhrgebiet, er hat sich gefragt, wieso es diese Route dort überhaupt gegeben hat.
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!