George Michael – Freedom

George Michael gehörte spätestens nach seinem Solo-Album “Faith” (1987) zu den größten Pop-Acts der Welt. Glücklich machte ihn das aber nicht. Nach seinem Album machte er erstmal ein Jahr lang nichts, um herauszufinden, was seinem Leben einen Sinn gibt – bis er eine radikale Entscheidung traf: Er wollte zwar weiter Alben aufnehmen, diese aber nicht mehr bewerben. Das bedeutete: Keine Interviews, keine Fotos, keine Videos mehr. George Michael hatte es satt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Vor allem wollte er nicht länger das Idol von Millionen von Teenagern – meist Mädchen – sein.

Bei seiner ersten Singleauskopplung “Praying For Time” aus dem Album „Listen Without Prejudice Vol. 1“ verzichtete er dann auf ein klassisches Musikvideo. Stattdessen wurde nur ein Lyric-Video veröffentlicht. Die Verwirrung hielt sich noch in Grenzen. Etwas Ähnliches hatte sich schließlich Prince schon drei Jahre vorher bei „Sign o`times“ getraut.

Den endgültigen Abschied von seinem Image manifestierte George Michael mit der Singleauskopplung: „Freedom! 90“ oder auch nur „Freedom“. Das „90“ wurde hinzugefügt, um den Song von dem gleichnamigen Hit von Wham! aus dem Jahr 1984 abzugrenzen. Die Melodie von „Freedom! 90“ enthält Samples aus den Songs „Think“ von Aretha Franklin aus dem Jahr 1968 und „Funky Drummer“ von James Brown aus dem Jahr 1970.

George Michael ist im Musikvideo von „Freedom“ nicht zu sehen, eben aus dem Grund, dass er nicht mehr im Mittelpunkt und in der Öffentlichkeit stehen wollte, und auch, weil er einen Streit mit seiner Plattenfirma Sony hatte. Stattdessen nahmen die damals größten Supermodels der Welt seinen Platz ein: Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington und Cindy Crawford bewegen ihre Lippen zum Gesang von George Michael. Inspiriert, die Models zu fragen, wurde George Michael von Peter Lindberghs inzwischen legendärem Porträt der fünf Models für das Cover der britischen Vogue-Ausgabe vom Januar 1990. Übrigens war auch Claudia Schiffer eingeladen, die lehnte damals jedoch ab. Ebenfalls im Video sind die weniger bekannten männlichen Models John Pearson, Peter Formby, Rafael Edholm, und der Modefotograf Mario Sorrenti.

„Freedom“ wurde ein Nummer-eins-Hit in Kanada. In den britischen Singles-Charts erreichte der Song zwar nur Platz 28, dafür in den US Billboard Hot 100 Platz 8. In den USA wurde er außerdem mit Gold ausgezeichnet. Auch, wenn wir den Song heute als großen Hit einstufen würden, so erfolgreich war der Song gar nicht – dafür das Musikvideo!

Das Musikvideo wurde ein sofortiger Erfolg und bei MTV rauf und runter gespielt, was wohl auch an dem jungen Regisseur David Fincher lag, der später für Kinohits wie „Fight Club“, „The Social Network“ und „Gone Girl“ verantwortlich sein sollte. Und sogar heute sieht das Video noch gut aus - die Kombination aus einem Ohrwurm, einem extrem gutaussehenden Casting und verführerischer Beleuchtung hat es zeitlos gemacht.

2015 sagte Linda Evangelista gegenüber Vanity Fair: „Ich hatte keine Ahnung, dass man mich auch heute noch mit dem Video in Verbindung bringt.“