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Josh Wink
Sara Cooper / CC BY 2.0
Josh Wink
29.06.2020

Vor 25 Jahren rettete ein DJ die Techno-Seele

1995 - die letzte Loveparade auf dem Ku'damm in Berlin. Die Zeichen standen auf Kommerz, wäre da nicht Josh Wink gewesen.

Josh Wink
Sara Cooper / CC BY 2.0
Josh Wink

Acid satt Ausverkauf!

1995 wollten sie es alle nochmal versuchen. Der Polizeipräsident und der Innensenator von Berlin hatte sich nach langen Diskussionen bekehren lassen, die Gründer der Loveparade hatten die Love Parade GmbH gegründet und angeboten ihren Teil zur Müllentsorgung beizutragen. 

1994 hatten über 100.000 Loveparade-Besucher die Anwohner und Shopper auf dem Berliner Kurfürstendamm mit ihrer Musik genervt. 1995 sollte zum großen gesellschaftlichen Experiment werden, denn es wurden noch mehr Besucher erwartet. 

Die Szene war verunsichert, würde jetzt der große Ausverkauf stattfinden? Immerhin waren noch mehr "Floats" angemeldet, darunter auch die Zigarettenmarke Camel als Sponsor. 

Es war eine Rückbesinnung auf die Musik, die in dieser Phase die Rettung brachte. Denn statt kommerziellere Platten aufzulegen, suchten die meisten DJs genau gegenteilige Platten aus, als ginge es darum, grade jetzt den Mainstream musikalisch in die Schranken zu weisen.

Ein Künstler, ausgerechnet aus Amerika, bekam dabei eine ganz besondere Rolle: Josh Wink. Er hatte im Frühjahr 1995 seinen irren Underground-Hit "Don't Laugh" in die Clubs gebracht. Prägnant: ein rhythmisches, fast wahnsinniges Lachen, das ab der Hälfte des Tracks einsetzt, und sich in die Ohren der Zuhörer hämmert. 

Rechtzeitig zur Lovepare, die übrigens wegen dem CSD kurzfristig eine Woche verschoben werden musste, veröffentlichte Josh Wink dann eine der wichtigsten Platte der Parade: "Higher State of Consciousness". Schon der Titel ist eine Ansage. Letztlich spiegelt er auch einen gewissen elitären Ansatz der Raver, nach dem Motto: wir haben die Wahrheit der Musik erkannt. Und "Higher State of Consciousness" wurde der Acid-Musik zugeordnet, also einer Musikrichtung die nach LSD benannt war. Entsprechend zeichnete sich "Higher State of Consciousness" durch eine irre Acid-Line aus. Ansonsten ist der Song sogar eher reduziert, man sprach von einer "hyperaktiven Reduzierung". Zum Chaos der brechenden Drum-Beats kommt ein tiefes, verzerrtes Vokal-Sample, das hypnotisch "Willkommen im höheren Bewusstseinszustand" singt. Die perfekte Vorlage für die DJs, die nun im Sonnenlicht zeigen wollten, was sonst in den Kellern der Stadt passierte.

Als dann am Wittenbergplatz die Raver auf das Dach der U-Bahn-Station stiegen, die Straßenschilder als Ausguck missbrauchten und die Brunnen zu Abkühlung dienten, machte eine Hymne die Situation perfekt: "Higher State of Consciousness" von Josh Wink. Die Anwohner zeigten sich von ihrer unterstützenden Seite: eimerweise wurde Wasser aus den Wohnungen auf die 300.000 glühenden Raver verschüttet, jeder Eimer wurde von den DJs wie ein einsetzendes Stroboskop gefeiert. Die Acid-Sounds von Josh Wink brannten sich bei den Fans als Soundtrack der Stunde ein. 

Die große Hymne der 1996er Loveparade wurde dann übrigens "Insomnia" von Faithless, dann im Tiergarten von Berlin, mit 750.000 Besuchern. Das sagt viel über die Paraden der beiden Jahre aus.

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Josh Wink "Higher State of Consciousness"

Josh Wink - Higher State Of Consciousness (Official HD Video)
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