14 Jahre nach dem Loveparade-Unglück
Der 24. Juli 2010 kostete 21 Menschen das Leben und veränderte für viele Traumatisierte alles. Im 90s90s Podcast "The Story / Loveparade" gibt es eine eigene Folge zur Tragödie der Loveparade.
Der 24. Juli 2010 kostete 21 Menschen das Leben und veränderte für viele Traumatisierte alles. Im 90s90s Podcast "The Story / Loveparade" gibt es eine eigene Folge zur Tragödie der Loveparade.
Das Unglück bei der Loveparade 2010 war eine Katastrophe, die sich während der 19. Veranstaltung dieser Art am 24. Juli 2010 in Duisburg ereignete. Dabei kamen 21 Menschen ums Leben, mindestens 652 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben des Selbsthilfevereins LoPa-2010 vom Juli 2014 begingen darüber hinaus mindestens sechs Überlebende der Katastrophe aufgrund andauernder seelischer Belastungen Suizid.
Schon vorher war der Veranstaltungsort umstritten. Doch nach der Absage der Loveparade in Bochum ein Jahr zuvor schien der Druck auf die Stadt groß. Und so fand sie wie geplant statt. Als die Veranstaltung um 14 Uhr begann, war noch alles gut. Doch schnell traten erste Probleme auf: Zu viele Leute wollten gleichzeitig rein, es wurde eng im Tunnel, dem einzigen, offiziellen Zugang zum Gelände. Dann folgte eine unglaubliche Kette von Pannen und Fehlentscheidungen.
Von den Medien wird das Unglück oft als Massenpanik gezeichnet. In Folge 8 des 90s90s Original Podcasts "The Story / Loveparade" rezipiert Anja Schneider die Journalistin und TV-Moderatorin Jessika Westen, die erklärt, "dass der häufig verwendete Begriff 'Massenpanik' einfach nicht passend ist." Der Gutachter, der sich im Nachhinein mit dem Thema befasst hat, habe gesagt, es sei nicht mal Platz für Panik gewesen.
Infolge der Katastrophe beendete der Loveparade-Organisator Rainer Schaller von der Lopavent die seit 1989 bestehende Veranstaltungsreihe.
Erstmals fand die Loveparade 1989 statt, damals ins Leben gerufen unter anderem von Dr. Motte. Er hatte sich zwar bereits vier Jahre vor der Katastrophe von der Parade verabschiedet, dazu befragt wurde er aber natürlich trotzdem:
"Es gab in Duisburg keinerlei Erfahrungswerte mit Veranstaltungen dieser Größe und allein deswegen wäre ich gar nicht erst nach Duisburg gegangen. Was sich ja auch zeigt jetzt: Es waren andere Sachen wichtig, der Mensch spielte ja gar keine Rolle bei der Sache. [...] Ich hab das damals schon gesehen, dass Herr Schaller nichts anderes möchte als die Loveparade als Marketingevent zu benutzen", sagte er damals gegenüber dem ZDF.
90s90s-Hörer Michael erzählt, wieso er sich bei der Loveparade in Duisburg schon direkt zu Beginn gewundert hatte und was ihm direkt aufgefallen war.
Die Hauptverhandlung gegen die zehn Angeklagten begann am 8. Dezember 2017 vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg. Sie gilt als einer der umfangreichsten Prozesse im Deutschland der Nachkriegszeit.
Der Sachverständige Jürgen Gerlach sah die Polizeikette als einen der Gründe für das Unglück. Das geht aus einer nicht öffentlichen Expertise hervor. Es waren jedoch keine Polizisten angeklagt. Mögliche Straftaten Polizeibeamter sowie auch sonstiger Angeklagten sind seit dem 24. Juli 2015 verjährt und damit nicht mehr verfolgbar.
Die Staatsanwaltschaft Duisburg stimmte im Februar 2019 einer Einstellung des Verfahrens zu. Sieben der zehn Angeklagten stimmten der Verfahrenseinstellung zu, drei Angeklagte wollten den Prozess mit dem Ziel des Freispruchs fortsetzen. Das Landgericht Duisburg stellte das Verfahren gegen sieben der zehn Angeklagten daraufhin mit Beschluss vom 6. Februar 2019 ohne Auflagen ein.
Im April 2020 wurde mitgeteilt, dass auch die restlichen Verfahren ohne Urteil eingestellt werden sollen. Die Staatsanwaltschaft erklärte in einem fünfseitigen Dokument ihre Zustimmung zur Einstellung des Verfahrens, da sie die Schuld der Angeklagten nur gering einschätzt, weshalb kein öffentliches Interesse an einer weiteren Strafverfolgung bestehen würde. Der hinreichende Tatverdacht gegen die drei Angeklagten habe sich für das Gericht nach vorläufiger Bewertung der Beweise bestätigt. Mehrere Anwälte von Nebenklägern protestierten anschließend gegen diese Entscheidung. Ihrer Meinung nach gebe es "keinen zwingenden Grund, den Loveparade-Prozess vor der Anhörung des Sachverständigen einzustellen". Fragen der Nebenkläger zum Gutachten müssten in einer öffentlichen Verhandlung im Hauptverfahren beantwortet werden.
Am 4. Mai 2020 wurde die Einstellung des Verfahrens gegen die letzten drei Angeklagten bekannt gegeben. Begründet wurde dies vom Landgericht Duisburg u. a. mit den zu erwartenden Einschränkungen wegen der Corona-Krise und der Verjährung Ende Juli. Nach 184 Sitzungstagen innerhalb knapp zweieinhalb Jahren endete der Prozess ohne Urteil.
Nebenkläger und Verteidiger kritisierten die Einstellung des Prozesses.
Jürgen Laarmann hielt nichts von der Loveparade im Ruhrgebiet, er hat sich gefragt, wieso es diese Route dort überhaupt gegeben hat.
Mit dem fiktionalen Fernsehdrama "Das Leben danach" wurde das Loveparade-Unglück aus der Perspektive einer Überlebenden – dargestellt von der Schauspielerin Jella Haase – von Regisseurin Nicole Weegmann verfilmt und aufgearbeitet. Erstmals ausgestrahlt wurde der 90-minütige Spielfilm am 27. September 2017 in der ARD.
Zu sehen ist der Film auf Netflix und Amazon Prime.
Was genau bei der Loveparade 2010 in Duisburg alles schief gelaufen ist, hat nach monatelangen Ermittlungen die Staatsanwaltschaft Duisburg erstmals in einem Bericht aufgeschrieben. Über 2500 Zeugen haben die Ermittler vernommen. Danach steht eine Mitschuld der Polizeiführung an der Katastrophe im Raum.
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!